Am Montag ist das zweite Halbjahr gestartet. Wir alle haben neue Stundenpläne, was ich nicht so richtig verstehe. Meiner ist leider nicht so dolle, aber egal. Ich habe zudem zwei Musikklassen (5er!) übernommen. Die Kollegin, die vorher die 5er unterrichtet hat, ist eigentlich in der Grundschule tätig, doch gerade arbeiten die Abteilungen streng voneinander getrennt vor sich hin. Dafür habe ich meine Team-Teaching-Stunden eingetauscht. Ein bisschen bereue ich es aber, denn Musik ist vorbereitungstechnisch schon echt ne andere Nummer als Deutsch und Latein. Die 5er sind zwar richtig niedlich, aber einige sind auch seeeeehr anstrengend und unkontrolliert. Mal sehen, wie das wird! Die 5a hatte ich bereits am Montag, die Stunden waren superchaotisch und ich muss natürlich auch die Namen noch lernen und so. Nach einer kurzen Wiederholung der letzten Stunden haben wir Musik gehört.
Zu Hause angekommen musste ich gleich zu einer Videokonferenz, denn einmal im Monat hat der LBR ein Meeting mit der Schulleitung. Kurz vorher kam der Klempner, um meinen Wasserhahn im Bad zu erneuern. Ich hatte ja gehofft, dass ich einen moderneren bekomme, aber es ist halt einfach genau der gleiche nochmal, es funktioniert ja, was will man mehr?! 😀 Abends habe ich mit Micha ein Geburtstagsbierchen getrunken – es ist schon richtig blöd, dass man sich nicht einmal an so einem Tag in den Arm nehmen kann. Aber der kleine Umtrunk war trotzdem schön! 🙂
Mittwoch hat Wolfram mit im Unterricht besucht. Ich hatte ihn zu Latein in die 10 eingeladen. Orpheus und Eurydike. Die Stunde lief gut und die Nachbesprechung am nächsten Tag war auch super. Wir haben ein Mitarbeitergespräch geführt, in dem ich auch einige Dinge anmerken konnte. Wolfram hat meine Kritik auch sehr ernst genommen und wir haben über eine Stunde geqatscht! Das Prinzip des Mitarbeitergespräches kannte ich so noch nicht. Uns wurde ein Blankobogen mit vielen Fragen zugeschickt, den wir schon vorbereiten konnten. Es ist vor allem dafür gedacht, zu schauen, was man so erreichen möchte, wenn man längerfristig an einer Schule bleibt. Der Bogen dient zur Reflexion, und das ist wirklich wichtig, vor allem in der Schule. Nach dem Gespräch war ich ganz beflügelt, ich fand, es war auf Augenhöhe und wertschätzend, das hat auch mal gutgetan, Lob zu hören und eben nicht nur so Floskeln.
Am Freitag hatte ich die 5b in Musik. Die Klassen könnten unterschiedlicher nicht sein. Aber selber schuld. 😀 An diesem Tag hatte ich zudem noch eine unschöne Begegnung mit einer Kollegin, das war krass! Ich wurde „Opfer“ eines Ausrasters, der sich gewaschen hatte. Irgendwann haben wir uns nur noch angebrüllt im Lehrerzimmer, aber ich hatte noch vier Stunden Unterricht vor mir. Dementsprechend war ich auch übellaunig. Im Anschluss an den Unterricht bin ich wie eine Irre zum Bahnhof gerannt, weil ich Tina, Henning und Caro in Shin-Yokohama treffen sollte. Wir wollten endlich mal zu den Schneeaffen nach Yudanaka fahren. Die Fahrt mit dem Shinkansen war mal wieder super! Unser Ryokan dort stellt sich als sehr alt heraus, aber die zwei Frauen – Mutter und Tochter – waren sehr freundlich und entspannt. Da die Unterkunft auch einen Onsen hat, sind wir da nach unserem üblichen Absacker noch eine Runde baden gegangen! Duschen gibt es auch nur da und nicht in den Zimmern – zumindest nicht in unseren. 😀
Am Samstag sind wir nach dem Frühstück mit dem Bus zu den Onsen-Makaken in den Jigukudani-Park gefahren. Um in den Affen-Park zu kommen, muss man von der Bushaltestelle, an der ein römisches Museum (ja, richtig!) in einem fetten Betonklotz steht, ein gutes Stück wandern und oben angekommen zahlt man einen Eintritt, um dann nochmal ein Stückchen durch den Park bis zum Onsen zu laufen. Dort tummeln sich im Winter die Affen mit ihren Jungen. Leider waren sehr wenige Affen im Wasser drin, aber wenn es richtig kalt ist -vor allem für die Affen- dann setzen sich ganz viele ins wärmende Wasser! Ich fand es total kalt da oben, zum Glück hatte ich mehrere Schichten an!
Fun fact: Affen sind einfach so wie wir. Beziehungsweise wir sind wie Affen. Es ist wirklich lustig, das zu beobachten. Wie sie spielen, miteinander umgehen, die Hierarchie…
Ich habe darauf bestanden, dass wir anschließend das römische Museum besichtigen, denn wenn ich da schonmal bin, muss es ausgenutzt werden. Im Museum stehen ein paar Glasvasen herum, nicht wirklich spektakulär, aber total skurril – so mitten in Japan! Richtig gelohnt hat sich aber die Foto-Ausstellung über die Schneeaffen. Phantastische Bilder! Meine kommen da natürlich nicht ran, aber einen kleinen Eindruck vermitteln sie dennoch, hoffe ich! 🙂
Nach einer Pause sind wir kurz ins Hotel, um uns frisch zu machen und dann ging es weiter nach Obuse, wo wir eigentlich das Hokusai-Museum besichtigen wollten. Leider hatte es schon zu! Stattdessen waren wir aber in einem anderen Museum, das auch sehr hübsch war mit seinem japanischen Garten. Danach haben wir superleckeren Ramen gefuttert und sind zurück nach Yudanaka gedüst. Dort haben wir noch einen Absacker in einem hübschen Restaurant mit Aprés-Ski-Feeling getrunken. Tina und ich waren vorher noch kurz auf Erkundungstour im Ort, weil wir einen Onsen suchen wollten. Wir haben ein schönes Fußbad am Bahnhof entdeckt, das in einem Zelt stand. Da sind wir nach dem Absacker noch mit Caro und Henning hin und haben uns nochmal schön aufgewärmt. Eine ziemlich alte Japanerin sprach uns an, woher wir kämen und dass ich aussähe wie Angelina Jolie. Ich bin fast weggebrochen vor Lachen. Caro sieht übrigens aus wie Tom Cruise. 😀 😀 😀 Dass Japaner*innen für Europäer*innen alle gleich aussehen, ist ja schon ein krasses Klischee, aber andersrum ist es halt auch so. Angelina Jolie. 😀 Knaller!
Am Sonntag hatten wir noch einmal typisch japanisches Frühstück mit Misosuppe, Fisch und Reis. Als wir uns verabschiedeten, bekamen wir noch ein paar Origami-Kraniche als Glücksbringer zum Abschied geschenkt. Anschließend haben wir uns nach Matsumoto zur Krähenburg aufgemacht. Die Gastgeberin stand noch seeeehr lange an der Tür und winkte uns nach, was ein Zeichen für Respekt ist. Anscheinend waren wir Top-Gäste. Wurde uns zumindest so erklärt…
Der Weg nach Matsumoto ist ein längeres Gegurke, aber es ist ganz schön da. Erstmal Kaffee in einem sehr hübschen Café! Und dann die Besichtigung der Burg. Hier ein paar Informationen zur Burg: https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Matsumoto Um in die Burg zu gelangen, muss man seine Schuhe ausziehen und diese in eine Plastiktüte packen. Man darf diese Tüte aber auf gar keinen Fall aus der Hand geben! Die Treppen nach oben waren teilweise ganz schön steil und die Stufen sehr hoch. Beim Abstieg war es schon ein bisschen gefährlich, weil wir ja nur Socken anhatten. Tina und ich waren anschließend noch kurz im Museum, ein bisschen bummeln und haben Taiyaki gefuttert – mit Apfel-Zimt-Füllung! So köstlich! Außerdem haben wir in einem sehr niedlichen Antiquitäten-Laden schöne Sachen gekauft! 🙂 (Tinas neue Maske zeigt sich gleich! 😀 ) Zurück sind wir mit dem JR-East-Express gefahren – die Zugstrecke geht am Fuji vorbei und es ist einfach nur gigantisch! Sobald ich den Fuji sehe, gehts mir irgendwie einfach gut – unglaublich!
Ich habe hier übrigens eine Liebe zu Stempeln entwickelt, die ich mir so nicht hätte träumen lassen. In Japan gibt es an jeder Ecke einen Stempel – vor allem an den Bahnhöfen! Das bedeutet, man kann sie sammeln. Jetzt renne ich immer zu den Schaltern und frage nach dem „Station-Stampu“ wie so ein kleines Kind. 😀